Hallo zusammen,
ich hatte die Gelegenheit mit Marvin Eckert über den Test in der PS und über das Bremsversagen zu telefonieren.
Marvin ist derjenige von Yamaha Motor Deutschland, der als Sprecher von Seiten Yamaha den direkten Kontakt zu den Test-Redakteuren der PS hat und er kennt Christof, den Testfahrer, bei dem das Problem aufgetreten ist persönlich.
Ich wollte von Marvin wissen, was dieses Bremsversagen für uns als R1-Fahrer zu bedeuten hat und ob wir jetzt im Alltags-Betrieb oder auch bei Trackdays immer mit so etwas rechnen müssen.
Vorweg sei gesagt, dass das ABS der RN65 einige Änderungen gegenüber dem Vorgänger erfahren hat:
- So wurde das Prinzip der Kombibremse nicht weiter verfolgt. Vorderer und hinterer Bremskreislauf sind jetzt vollständig voneinander getrennt.
- Das ABS-Modul selbst ist kleiner und leichter geworden.
Marvin hat die Test-R1M der PS-Redaktion selbst gesehen und hat mir berichtet, dass das Material ziemlich stark beansprucht wurde. Zum Beispiel gab es eine deutliche Hitzeverfärbung der Bremsscheiben, die die harte Belastungsprobe durch die PS-Redakteure belegt.
Das ABS-System der RN65 funktioniert nicht durch ein simples Ventilöffnen und –schließen. Das würde sich in einem spürbaren Pulsieren des Bremshebels bemerkbar machen. Dieses ABS reguliert, indem fein dosiert Bremsdruck weggenommen wird. Im Einzelfall macht sich das dadurch bemerkbar, dass man den Bremshebel weiter zum Lenker ziehen kann, ohne dass die Bremswirkung stärker wird. Die Bremse wird „weicher“. Wer schon mal gespürt hat, wie sich das bei einer RN32 oder RN45 anfühlt, weiß was ich meine. (Das ist auch ein anderes Gefühl als der „wandernde Druckpunkt“!)
Yamaha hat das Test-Motorrad sehr gründlich untersucht. Es wurden keine Defekte am System gefunden und im Artikel der PS steht ja auch, dass das Phänomen danach nicht wieder aufgetreten ist und ähnliche bis gleiche Rundenzeiten, wie die von Christof wieder gefahren werden konnten. Ohne dass etwas am Motorrad geändert wurde.
Was bedeutet das jetzt für uns „Normalos“?
- Wahrscheinlich wird keiner von uns annähernd so ein brutaler Spätbremser sein wie der Christof aus der PS-Redaktion. Das heißt wir kommen nicht in die Nähe der Belastung, wie in dem Test.
- Was wir als verantwortungs- und sicherheitsbewusste R1-Fahrer ohnehin schon immer getan haben, sollten wir auch weiterhin beachten: Auf guten Zustand der Bremsbeläge und Bremsflüssigkeit achten.
- Wenn wir merken, dass das ABS schon die ganze Zeit heftig agiert, sollten wir einen Tacken langsamer machen.
- Und wenn wir doch so gut sind wie Christof und die R1 auf der Rennstrecke vor jeder Kurve in den Regelbereich des ABS bremsen, dann machen wir es so wie viele andere schnelle Fahrer auf Kawas, Hondas und anderen Supersportlern: Wir bauen das ABS aus
Ich für meinen Teil habe mit der RN65 nicht mehr Angst oder Bedenken als mit der RN32 auch. Werde, so wie ich es an der 32er auch gemacht habe, Airducts zur besseren Kühlung der Bremssättel montieren und hinten auf Stahlflex-Leitungen wechseln. 5.1er Bremsflüssigkeit ist meiner Meinung nach obligatorisch.